Ziel: Erhalt des Kreisaltersheims in Hüffenhardt

Veröffentlicht am 28.01.2011 in Kreistagsfraktion

„Wir wollen konkret und aus profundem Munde zum Sachstand „Kreisaltersheim“ informiert werden und nicht durch Presseanmerkungen, gekürzte Zitate und Mundpropaganda über Stichworte wie Schließung, Verkauf, Entlassung und Umbau lesen und hören“, begrüßte Karlheinz Graner die ca. 80 Gäste, seine Kreistagskolleginnen Heide Lochmann, Annemarie Frey und Dr. Dorothee Schlegel und die AWO-Kreisvorsitzende Gabriele Teichmann zu dem von der SGK initiierten Gespräch mit Andreas Duda (Geschäftsführer der NOK-Kliniken gGmbH), Anton Eugen Schmid (Bezirksfachbereichsleiter für Gesundheit, Soziales u.a. Ver.di HN-Neckar-Franken) und Heimleiter Knut Bender am 20. Januar 2011 im Eckball in Hüffenhardt.

Bürgermeister Walter Neff freute sich über das große Interesse der Hüffenhardter, denen es um den Erhalt von Arztpraxis und Apotheke geht, aber auch um das seit 1959 bestehende Kreisaltersheim, zu dem viele Bewohner eine sehr gute Beziehung haben. Andreas Duda fasste die Geschichte der letzten Jahre, die viele und zudem rasche Veränderungen mit sich brachte, zusammen. Der Wechsel der Heimleitung, Neubau, Umstrukturierung, neue Form des Qualitätsmanagements und der Dokumentation stellten sicherlich für die MitarbeiterInnen, die Angehörigen und die Bewohner erst einmal eine Unbekannte und damit Verunsicherungen dar. Das Heim brauche eine gute kaufmännische Auslastung, auch aufgrund der Marktlage, der Konkurrenz und dem Wettbewerb mit den anderen 31 Heimen im Kreis. Der demografische Wandel, d.h. die Überalterung der Gesellschaft, spricht eindeutig für das Heim und für die Weiterentwicklung des Heims im Verbund mit den beiden kreiseigenen Kliniken. Eine Vernetzung der Angebote, v.a. im Kurzzeitpflegebereich wird derzeit ebenso in Angriff genommen wie die Entwicklung zu einem Pflege- und Altenzentrum, das verschiedene Therapien im Haus ermöglichen soll, wie geriatrische Angebote, Schmerztherapie usw. Er ist zuversichtlich, dass Heimleiter Bender dies in den nächsten Monaten gut in die Wege leiten kann, um den Aufsichtsrat von der Sinnhaftigkeit des Heims in Händen des Kreises (wieder) zu überzeugen. „Geht nicht, gibt’s nicht“ – ist seine zuversichtliche Überzeugung, was der Heimleiter bestätigte. Zu den Gründen der entstandenen Schieflage führte er stichwortartig aus:
  1. Die seit Jahren BRD-weit geringsten Tagessätze im Neckar-Odenwald-Kreis
  2. Die seit ca. 7 Jahren ausgesetzten Budget-Verhandlungen mit den Krankenkassen. Auch dies trotz gestiegener Personalkosten ( in den letzten Jahren um 13%)
  3. Die fehlende Anpassung an die jeweiligen Pflegestufen
  4. Kaufmännische Gesichtspunkte müssen (stärker) in den Blick genommen werden. Dazu zählt – um Mitarbeiter und Haus zu halten und auszubauen – eine Auslastung von über 95% im Jahresschnitt (durch die Verunsicherungen der letzten Monate sank die Belegung auf etwas über 90%).
  5. Der Verband mit den Kliniken muss flächendeckend im Kreis ausgebaut werden, denn auch die Kliniken „brauchen“ langfristig das Heim (siehe demografischer Wandel).
  6. Wenn der Ärztenotstand im ländlichen Raum größer wird, werden die Notaufnahmen der Kliniken zu Magneten und dies rechnet sich für Kliniken und Kreis kaufmännisch nicht.
  7. Die Heime sind zudem im Wettbewerb mit der ambulanten Pflege – bei häuslicher Pflege.
  8. Beim Ausbau/Neubau/bei der Erweiterung wurde nicht darauf geachtet, Nebenräume gleichzeitig adäquat mit auszubauen. Gleichzeitig wurde der zu berechnende Investitionsanteil beim Pflegesatz nach dem Neubau nicht in ausreichendem Maß den Zins- und Tilgungsraten angepasst.
  9. Auf eine Zuhörerfrage hin gestand er ein, dass „uns“ das entstandene Dilemma aufgrund der Vielzahl der Ursachen „erst spät aufgefallen“ sei. Ein weiterer Zuhörer bemerkte, dass die versäumten Budgetverhandlungen ein Managementfehler seien, wofür auch der Aufsichtsrat in die Pflicht zu nehmen sei.
Zum Notlagentarifvertrag merkte er an: dieser wurde für die gesamte Belegschaft der NOK-Kliniken ausgearbeitet. Diesem wurde aber nicht zugestimmt, denn er hätte für 3 Jahre gegolten und er wurde als nicht zu beeinflussendes Konzept angesehen. Duda bemerkte, dass die SPD immer dafür da war, sich um das Heim zu kümmern und es zu halten. Ver.di-Vertreter Schmid betonte in seinem Eingangsstatement die Notwendigkeit der Gewerkschaft, die Interessen der Mitarbeiter zu vertreten und die Situation der Pflegemitarbeiter unter dem Aspekt des demografischen Faktors zu berücksichtigen. Er stellte die Frage, was „Soziales“ und die Arbeit in der Pflege uns denn heute noch wert ist. Tatsache ist, dass wir einen Ärzte- und Pflegenotstand haben. Zur Situation des Kreisaltersheims bedauerte er, dass der Solidargedanke bei den Mitarbeitern der gGmbH trotz der vielen Gespräche an allen Standorten nicht umzusetzen war und jetzt lediglich die Mitarbeiter in Hüffenhardt auf 5,1% ihres Jahreslohns (als Rettungsschirm) verzichteten. Aber ein echter Nettoverzicht sähe anders aus. „Das war die kleinste Kröte, die ich schlucken muss“, so Duda, „aber was wäre denn die Alternative?“ Schmid erwiderte, dass aber auch jemand Verantwortung übernehmen müsse. „Ganz klar, ich verzichte auch“, beteuerte Duda. Langfristig, aber auch jetzt bereits, müssen praktikable Lösungen für die Beschäftigten gefunden werden. Schmid bemängelte, dass er, um die Verhandlungen bestmöglich zum Wohl der Mitarbeiter zu führen, nicht alle beantragten und dafür notwendigen Unterlagen von Seiten der gGmbH erhalten hat. Heimleiter Bender erläuterte, dass die berufspolitischen Maßstäbe aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen – u.a. der Personal -Heimverordnung – nicht umgesetzt werden können, z.B. die Forderung nach 50% qualifizierter Mitarbeiter im Vergleich zu den Pflegehilfskräften. Er sieht seine Aufgabe darin, vom Ist-Stand aus in eine positive Zukunft zu blicken. Und er wird mit dem Landkreis zusammen ein neues Profil entwickeln. Die 47% Bewohner aus anderen Landkreisen sind mit Einzug ins Heim Einwohner des Neckar-Odenwald-Kreises. Weitere Fragen aus dem Kreis der Zuhörer waren:
  1. Die Wäscherei wurde – im Verbund mit den Kliniken nach Baden-Baden outgesourct. Denn es gäbe keine günstigere und qualifiziert zertifizierte Wäscherei im Kreis.
  2. Wie will man Mitarbeiter zu guter Arbeit motivieren, bei weniger Gehalt, bei unsicherer Zukunftsperspektive? Möglicherweise trägt die derzeitig schwierige Situation auch zur Demotivation bei.
  3. Wenn das Kreisaltersheim keine Pflichtleistung des Kreises ist, auch wenn es zur gGmbH gehört, dann ist eben auch die Frage gestattet, was uns unsere Gesundheitseinrichtungen wert sind. Klar ist, dass der Kreistag die Verluste der medizinischen Einrichtungen trägt.
  4. Warum die Mitarbeiter bleiben, ist vielschichtig zu beantworten: u. a. wollen sie nicht in andere Häuser wechseln, da sie z.T. dort weniger verdienen, oder weil sie keine Alternative zu Hüffenhardt sehen und den Verkauf vermeiden wollten. Die Herzenswärme zu den Bewohnern werde nicht um 5,1% sinken! Sie bleiben auch aufgrund der Menschen, die ihnen ans Herz gewachsen sind, so eines der wichtigsten Schlussworte von Seiten der anwesenden Mitarbeiter.
Karlheinz Graner fasste in seinem Schlusswort zusammen: Schon früh haben die Kreisräte hier vor Ort die Gewitterwolken aufziehen sehen können. U.a. hätten erste Gedanken, die Medikamenten-versorgung neu auszurichten, bedeutet, dass die ortsansässige Apotheke nicht mehr eingebunden wäre. Gespräche, die mit Apotheker Reinhold Fuchs, den beiden Ärzten Dr. Johmann, Dr. Siegmann und Heimleiter Knut Bender geführt wurden, haben dann zu einer einvernehmlichen Lösung und der Sicherung der Apotheke vor Ort geführt. Denn ohne das Kreisaltersheim in Hüffenhardt wären Apotheke und die Arztpraxis nicht mehr wirtschaftlich zu halten gewesen. „Dieser Beitrag zur Erhaltung der Infrastruktur im ländlichen Raum war uns wichtig“, so Karlheinz Graner. „Denn wir können nicht in Sonntagsreden den ländlichen Raum hoch heben, und am Montag dann fallen lassen“.

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